Den Sommer verlängern

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Ende Oktober sind wir nochmal für eine Woche nach Südfrankreich aufgebrochen, um vor dem Winter ein wenig Sonne zu tanken. Und um zu wandern – und hatten ein paar wunderschöne Tage an der Cote d’Azur.

Unser erster Übernachtungsplatz ist in den Berg hoch über Monaco. Als wir ankommen, ist es grau und nebelig, Regen hängt in der Luft. Doch schon am nächsten Morgen taucht die Sonne die Berge und Häuser rundherum in ein weiches oranges Licht.

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Unsere erste Wanderung führt uns ins Dorf Roquebrune, das hoch über dem Meer am Felsen klebt. Wir steigen Stiegen hinauf und finden einen kleinen sympathischen Dorfkern, wo auch gerade Markt ist. Von der Aussichtsterrasse lassen wir den Blick über das Meer bis zu den Hochhäusern von Monaco schweifen.

Der berühmte Architekt Le Corbusier hat lange in Roquebrune gewohnt und ist dort verstorben. Sein Grab suchen wir auf dem Friedhof, seine Hütte am Strand ist leider zu versteckt. Im Dorf gibt es auch einen tausendjährigen Olivenbaum, der mit seinen gewaltigen Wurzeln die Straße aufreißt.

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Wir fahren weiter in die Gegend von Antibes und besuchen im Ort als erstes die grandiose Markthalle. Hier werden jeden Vormittag (außer Montag) Gemüse, Obst und Käse aus der Region angeboten. Wir decken uns mit leckerem Käse für die Jause ein und besorgen Gemüse für das Abendessen.

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Dann wandern wir an den Stränden des Ortes bis an das Cap d’Antibes hinaus. Vom Strand geht es durch einen verwilderten Park bis zur Kapelle und dem Leuchtturm hinauf. Dann durch die Villenviertel wieder zur kleinen Bucht hinunter und einmal um das Cap herum. Vom Weg hatten wir uns nicht viel erwartet, aber sind positiv überrascht.
Er ist zwar sehr technisch befestigt, aber birgt trotzdem Charme und irrsinnig schöne Ausblicke. Zudem verläuft er an einem einzigen riesengroßen Grundstück rundherum. Wie mag es auf dem Anwesen, von dem wir fast keinen Blick erhaschen, aussehen?

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Am nächsten Morgen besuchen wir das ehemalige Haus des Malers Auguste Renoir in Cagne-sur-Mer. Ich kann mich gar nicht sattsehen an den alten Olivenbäumen und dem harmonisch angelegten Garten. Motive, die ich von Renoirbildern in Erinnerung habe, erkenne ich dort wieder. Im Haus hatte ich mir mehr seiner Bilder erwartet, aber die sind wohl in den besten Museen der Welt ausgestellt. Dennoch lohnt ein Besuch, und ich hätte noch lange dort im Garten fotografieren können.

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Wir fahren weiter ins Hinterland in Richtung Castellane. Auf dem Weg kommen wir bei Tourette sur Loup vorbei, das spektakulär über dem Abgrund hängt. Und einen kleinen Stopp legen wir in der Gegend von Vence ein.

In Castellane steigen wir in der Nachmittagssonne zur Kapelle Madame du Roc hinauf. Im Hinterland ist eindeutig mehr Herbststimmung: die bunten Blätter leuchten in der Sonne und rascheln unter unseren Füssen auf den Wegen. Vom Felsen aus schauen wir auf das Tal zurück. Ich liebe diese Gegend dort, die bewaldeten Hänge, Schluchten und kalkigen Berge.

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Die Nacht verbringen wir bei einer Kapelle St. Thyrse mitten im Nirgendwo. Spätabends hüpfen wir noch aus unserem Bus und bewundern den unglaublichen Sternenhimmel über uns. Sogar die Milchstraße ist deutlich sichtbar, und wir können eine Sternschnuppe beobachten. Da merkt man erst, welche Lichtverschmutzung es bei uns überall gibt.

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Am nächsten Tag starten wir in Trigance zu einer langen Wanderung in den Verdon. Zuerst zu einem Aussichtspunkt, dann weglos über den Kamm zu einem zweiten Aussichtspunkt, wo es senkrecht ins Bachbett des Verdon hinunter geht. Aber André hat noch nicht genug und wir hängen noch die Runde nach Rougon an.

Nach einem anstrengenden Aufstieg trinken wir frisches, kaltes Wasser beim Lavoir. Ich glaube, so schön habe ich ein Lavoir – früher der allgemeine Waschplatz im Dorf – noch nie gefunden, das frische Wasser kühlt unser Gesicht. Welch Luxus! Kurz hinter Rougon kreisen abends immer die Geier in der Abendsonne, die auch wir eine Zeit lang beobachten. Dann geht es wieder nach Trigance zurück, wo wir unseren Bus beim letzten Abendlicht erreichen. 23km und 600Hm haben wir an dem Tag geschafft!

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Nachdem es im Hinterland deutlich kühler ist, fahren wir nochmal an die Küste raus. Auf dem Weg dorthin besuchen wir das Dorf Seillans. Jetzt außerhalb der Saison wird in den engen Gassen eifrig geflickt und gebaut. Viele Geschäfte und Lokale haben schon für den Winter dicht gemacht. Wir streifen durch das sympatische Dörfchen und entdecken gemütliche Ecken bevor wir uns in der Sonne für einen Kaffee mit Ausblick über die Ebene unterhalb des Dorfes niederlassen.

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Am Nachmittag checken in Agay am Campingplatz ein. Dort machen wir eine Wanderung durch die roten Felsen am Cap du Dramont. Die Farben der roten Felsen, der grünen Pinien und des blauen Meeres sind so kräftig und klar, dass ich mich gar nicht satt sehen kann.

Auf der Südseite der Halbinsel steht auf der Ile d’Or ein alter Turm, den mal ein reicher Mann dort bauen hat lassen. Gewaltig hebt er sich im Gegenlicht gegen das Gebirge ab.
Als Abschluss des Tages hüpfe ich am Plage de Camp Long noch kurz ins Meer. Es ist nicht mehr so warm wie im Sommer, schon, aber nach der Wanderung tut das Schwimmen im kühlen Wasser gut.

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Den letzten Vormittag verbringen wir in Menton. Zuerst besuchen wir die Markthalle, aber leider sind wir für die berühmten Zitrusfrüchte zu früh im Jahr unterwegs. Wir steigen durch die engen Gassen der Stadt zum Friedhof hinauf, der auf den Resten des ehemaligen Schlosses angelegt ist. Und stellen fest, dass die Gräber dort über die beste Aussicht der Stadt verfügen. In Teilen des Friedhofes sind die Gräber schon recht alt, Deutsche, Amerikaner, Russen und Polen sind dort begraben.

In der Huilerie St. Michel kaufe ich mit Zitrone und Verveine aromatisiertes Olivenöl. Wer aromatisierte Öle sucht, unbedingt dort vorbeischauen und nirgend anderswo. Wir haben in der Altstadt auch andere verkostet, aber die waren lange nicht so gut. Beim Bäcker nehmen wir noch eine Fugasse mit zweierlei Oliven mit.

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Und dann verlassen wir die Sonnenküste wieder in Richtung Norden, durch die südliche Sonne aufgewärmt und in Erwartung des Winters.

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