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Das letzte Treffen der Europäischen Grünen führte mich nach Istanbul. Sehr hatte ich mich auf die Reise gefreut, endlich mal etwas richtig Exotisches. So war ich auch schon früher angereist und habe mir bisschen Zeit genommen, mich in der Stadt umzusehen.
Gleich nach der Ankunft ging’s mit einem der vielen Boote hinüber auf die asiatische Seite. In Üsküdar dann weiter nach Süden, der Promenade am Wasser folgend. Gegenüber vom Leanderturm finde ich die Teehäuser, die mir mein Kollege empfohlen hat. Ein perfekter Platz, um den Sonnenuntergang über der europäischen Seite der Stadt zu genießen. Und einen ersten türkischen Kaffee. Normalerweise mag ich ja kleine schwarze Kaffees nicht so gerne. Aber die türkischen Mokkas sind intensiv, der Kaffeegeschmack nicht zu bitter und mit nicht zu viel Zucker gesüßt einfach ein herrlicher Genuss.
Eigentlich wollen wir dort auf der asiatischen Seite ein nettes Lokal zum Essen suchen. Wir biegen im Harem Richtung landeinwärts in das Gassengewirr ein. Sofort steigt die Straße steil an. Um ein großes Militärgebäude müssen wir einen großen Bogen machen, steigen weiter an. Plötzlich treffen wir auf einen Markt, wo die Standlbetreiber gerade anfangen, ihre Ware zusammenzupacken. Ich würde sm liebsten diese kleinen Gurken zum Einlegen mitnehmen oder die spitzen roten Paprika. Auch die Granatäpfel sind wunderbar, ebenso gibt es viele Zitrusfrüchte. Andere Händler bieten Haselnüsse, Walnüsse, Pistazien und allerhand getrocknete Früchte an.
Unser Abendessen nehmen wir dann doch auf der europäischen Seite zu uns. Fisch in der Salzkruste gebacken, herrlich saftig und aromatisch.
Am nächsten Tag steht eine ziemlich klassische Besichtigungstour auf dem Programm. Da wir direkt am Taksim-Platz wohnen, starten wir von dort in Richtung altes historisches Zentrum. Vom Galataturm aus können wir gut die Stadt überblicken: die Schiffe, die den Bosporus überqueren, die Brücken am goldenen Horn, die Vielzahl an Moscheen im alten Zentrum von Istanbul. Ich bin sehr überrascht, wie hügelig die riesige Stadt ist. Die Gassen sind oftmals richtig steil und der Schrägsufzug von der Galatabrücke zur Istiklal hinauf macht durchaus Sinn, wenn man sich ein paar anstrengende Höhenmeter sparen will.
Als nächstes überqueren wir die Galatabrücke mit den vielen Fischern, die dort zu jeder Tages- und Nachtzeit anzutreffen sind. Die Plätze sind dicht besetzt, Fische werden anscheinend wirklich gefangen, wir können sie in den mit Wasser gefüllten Behältern bewundern. Ob sie in dem Wasser, wo die vielen Schiffe unterwegs sind auch gute Qualität haben, bezweifeln wir ein bisschen.
Wir durchqueren den ägyptischen Bazar, dann den großen Bazar. Und ich bin ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht: zu touristisch muten die Waren an, wenig originelle Produkte. Meist bieten die Händler die gleichen Waren an, die Preise scheinen mir vielfach zu hoch. Der Markt die Nacht vorher hatte eindeutig mehr Charme und Authentizität. Einzig die Gebäude finde ich sehr spannend: deutlich sieht an noch die alten Strukturen, Bögen und Verzierungen. Gut kann ich mir noch die Händler zu früheren Zeiten hier vorstellen. Dafür lasse ich mir frisch einen Granatapfel auspressen: der rubinrote Saft schmeckt süß, aber gleichzeitig angenehm säuerlich.
Auf den Straßen werden an allen Ecken typische Snacks angeboten. Beliebt sind die Sesamringe, zu Bergen aufgestapelt sind die sogenannten “Simit” ein guter Snack. Daneben werden Maroni und Maiskolben frisch gebraten, aber auch Fische an der Galatabrücke. Nachts wird das Angebot mit Muscheln und Popkorn ergänzt, letztere werden auf glühenden Kohlen in einer Metalltrommel frisch zubereitet. Und natürlich überall Dönerlokale ohne Ende. Auch Kaffeehäuser habe ich besucht und war über die Fülle der Auswahl an Süßspeisen überrascht. Dort gibt es nicht nur die süßen vor Honig triefenden Baklavasorten, sondern auch Kreationen aus Schokolade, oft mit Haselnüssen oder Pistazien verfeinert.
Wir besuchen insgesamt drei Moscheen oder besser gesagt: zweieinhalb. Denn die Süleymannmoschee ist gerade wegen dem Gebet geschlossen als wir dort ankommen, somit können wir nur in den Innenhof schauen.
Die Hagia Sofia beeindruckt uns sehr als geschichtsträchtiger Bau: der ausgiebige Rundgang führt uns auch in das Obergeschoss, wo es noch alte christliche Ikonen gibt. Sonst wurde das Innere stark dem osmanischen Stil angepasst. Die Verzierungen machen uns staunen, die Höhe der Kuppel ist atemberaubend und von jeder Perspektive aus gibt es immer wieder etwas neues zu entdecken. Das kräftige Gelb der Wände verbreitet zudem eine warme Stimmung.
Die blaue Moschee ist von ihrem Flair ganz anders. Eine Vielzahl an weiß-blau-roten Kacheln verzieren die Wände bis in die Kuppen hinauf. Den Boden bedeckt ein roter Gebetsteppich und von der Decke hängen mit vielen Seilen die Lampen fast bis auf den Boden. Anders, aber trotzdem schön, sehr arabisch anmutend.
Den Abschluss unserer Besichtigungstour bildet die Yerebatan – Zisterne. Unterirdisch deckt sie eine Fläche 138 x 65 m ab und hat 336 Säulen, die teilweise auch sehr unterschiedlich ausgestaltet sind. Die rötliche Beleuchtung und orientalische Musik erzeugt eine mystische Stimmung.
Ich habe Istanbul aus sehr widersprüchlich erlebt. Nicht nur, dass die Stadt auf zwei Kontinenten liegt, das erscheint in dem Zusammenhang fast logisch. Mit offiziell knapp über 14 Mio. EinwohnerInnen ist sie eine der größten Städte der Welt und wächst in atemberaubenden Tempo weiter – mit allen Schwierigkeiten, die damit einhergehen. Auf der Einkaufsstraße Istiklal findet man alle modernen Modemarken wie überall in den Hauptstädten Europas. Rund um die Uhr sind dort Massen an Menschen unterwegs, und es wird auch fleißig eingekauft und Geld ausgegeben. In den Nebengassen findet man dafür Spezialgeschäfte für die sogenannten Mäntel und Kopftücher für die korrekte Verhüllung der Frauen. Moderne junge Frauen gehen an schwarz verhüllten vorbei. Kinder betteln und verkaufen Taschentücher, im Gezipark schlafen Menschen auf den Bänken und unter den Bäumen. Die Straßen scheinen dauerverstopft, wenn nichts mehr geht, wird ausgiebig gehupt. Der Lärmpegel ist ständig sehr hoch.
Ich habe die Stadt nur streifen können, in so wenig Zeit war einfach nicht mehr möglich. Um die Stadt richtig kennen zu lernen, muss man wohl ein bisschen mehr Zeit mitbringen und sich auch abseits der touristischen Pfade bewegen. Aber ein Anfang ist gemacht.
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