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Einmal im Jahre fahre ich mit meiner Foodbloggerkollegin und Freundin Juliana auf ein kulinarisches Wochenende. Nach mehrmals Italien fiel unsere Wahl diesmal auf Dijon!
Vorteil der Destination war auch die bequeme Anreise mit dem Zug. In Zürich treffen wir uns auf unseren Plätzen und stossen gleich mal mit einem Gläschen Sekt auf unser Mädelswochenende an.
In Dijon angekommen, machen wir gleich noch eine Runde durch die Stadt. In der Innenstadt drängen sich alte Häuser in engen Gassen. Einige Häuser haben Fachwerk, in der Innenstadt gibt es auch sehenswerte Innenhöfe mit alten Balkonen und Treppen.
Das Herz der Stadt bildet der Place de la Liberation vor dem Palais des Ducs de Bourgogne. Die Geschichte von Dijon ist sehr von den alten Herrschern geprägt, die von hier ihr Reich verwalteten und ausbauten. Ein sehr eindrucksvollen Grab sieht man im Musée des Baux Arts, das man gratis besuchen kann.
Der Platz selber wird von zwei Gebäuden mit Säulen begrenzt und von drei unregelmässig sprudelnden Springbrunnen aufgelockert.
Nachdem es langsam dunkel wird, kehren wir auf einen Aperitiv im Monsieur Moutarde ein. Die Bar befindet sich in einem alten Gebäude, der alte Kamin ist perfekt im Interieur integriert und die Cocktails sind originell. Ein super Start in den Abend!
An diesem Abend essen wir am Place de la Liberation im „LePré aux Clercs“. Das Lokal erscheint modern und ganz in rot mit weisen Sprüchen zu Essen und Geniessen an den Wänden. Das Essen ist gut, aber nicht herausragend, das Service eher durchschnitt. Für die super Bewertungen überall bin ich eher enttäuscht.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Zug nach Beaune, das rund 20km südlich von Dijon liegt. Denn wir wollen unbedingt die Senffabrik von Eduard Fallot besuchen. Der berühmte Dijon-Senf wird somit nicht in Dijon sondern in Beaune hergestellt.
Wir haben eine Führung durch den alten Teil der Senffabrik gebucht und erfahren einiges über die Geschichte von Senf und seiner Produktion. Bei Fallot werden im Jahr rund 2.000t Senf hergestellt und das im ersten Stock der Fabrik mit nicht allzuviel Personal. In Zusammenarbeit mit LandwirtInnen der näheren Umgebung werden die Senfkörner regional produziert und nicht wie bei anderen Grosssenfherstellern (hier kommt oft ein Seitenhieb auf die Konkurrenz) aus Kanada importiert. Senf ist eng mit Raps verwandt und blüht auch leuchtend gelb. Wir lernen, dass der Senf bei Fallot schonend mit Mühlsteinen aus Granit aus der Bretagne gemahlen wird. Denn wird der Senf beim Mahlen überhitzt, so entweichen die wertvollen Aromen. Somit Senf auch beim Kochen nie mitkochen, sondern nur sanft erhitzen.
Dann mischen wir in grossen metallenen Mörsern selber unseren Senf aus Senfkörnern, Essig und Salz. Eigentlich ganz einfach! Das Ergebnis schmeckt leicht bitter, aber anscheinend verfliegt das nach kurzer Zeit.
Im oberen Stock besichtigen wir noch die alten Maschinen zur Senfherstellung bevor wir noch ein paar Senfsorten mit kleinen Häppchen verkosten.
Im zugehörigen Geschäft decke ich mich mit Senfvorräten ein: Senf mit grünem Pfeffer, schwarze Johannisbeeren, Curry und Estragon wandern in meinen Rucksack – um nur ein paar Sorten zu nennen.
Da es regnet, gehen wir gleich anschliessend in das Hôtel-Dieu – ein altes Krankenhaus und Hospiz aus dem 15. Jahrhundert. Ich hatte mir nicht viel erwartet, aber werde positiv überrascht.
Der Innenhof mit dem Blick auf die bunt gedeckten Dächer und die Fachwerkbalkone rundum sind herrlich. Im Inneren sind die Schlafsäle und Einrichtungen realitätsgetreu nachgebaut. Bei dem herrschenden klammen Regenwetter können wir gut nachempfinden, welche Bedingungen hier früher ohne Heizung geherrscht haben.
Anschliessend kehren wir auf dem Place Carnot bei „Ecri‘Vin“ ein, weil wir vor einem Besuch der Weinkeller unbedingt etwas essen müssen. Ich wähle als Vorspeise etwas typisch burgundisches – Oeuf meurette – poschierte Eier, einmal in Rotwein- einmal in Weissweinsauce, jeweils mit Speck und Champignons. Als Hauptspeise gibt es superzartes Bressehuhn mit Sauce aus Époisse (ein lokaler Weichkäse) und Pommes dauphines! Ein sehr gelungenes Mittagessen.
Danach schlendern wir ein wenig durch die Gassen der kleinen Stadt. Wir landen im pittoresken Innenhof des Weinmuseums und gehen die Rue de Lorraine nach Norden. Auch in Beaune gibt es die typischen burgundischen Häuser aus gelbem Stein, mit grossen hellen Fensterläden und steilem Dächern.
Im grössten Weingut des Burgund – dem Patriarche – machen wir eine Kellerbesichtigung. Dabei wird man aber nicht geführt, sondern selber mit einem Plan auf dem Weg geschickt. Erklärungen gibt es zwischendurch auf Videos oder Tafeln. Und dazwischen sind wir alleine mit tausenden verstaubten Weinflaschen, die im Labyrinth der Gänge vor sich hin reifen. Die Keller gehörten früher zu einem Kloster und das Netzwerk der Gänge ist so weitläufig, dass wir ein paarmal unter Strassen durchgehen.
In einigen Bereichen gibt es Jahrgangsweine, die eingesperrt sind und erst zu gewissen Daten geöffnet werden dürfen. Die letzten waren mit 2094 angeschrieben – also dann 100 Jahre alt! Das werden wir definitiv nicht mehr erleben.
Am Ende des Kellerrundganges bekommen wir 10 Weine in einem traditionellen Probierschälchen zu kosten. Aber wir stellen fest, dass das Burgund nicht unsere präferierte Weingegend ist. Die Weissweine sind noch ganz gut, aber die Rotweine – auch der teureren Kategorie – schmecken uns zu wenig sonnenverwöhnt.
Mit dem Zug geht es retour nach Dijon. Für das Abendessen besorgen wir uns frisches Baguette und bei der Fromagerie Grapillotte je ein Stück Époisse und Brillat-Savarin. Gemeinsam mit den noch übrigen Trauben ein wunderbares Abendessen!
Den nächsten Tag gehen wir langsam an. Nahe der Markthalle frühstücken wir in einem Café. Dann machen wir einen Rundgang durch die alte Markthalle, die von Gustav Eiffel (er stammte aus Dijon) gebaut wurde. Es gibt regionales und saisonales Gemüse, die berühmten Bresse-Hühner, viele Sorten der Pâte en Croute, regionalen Käse, Zuchtpilze und frische Jakobsmuscheln aus der Bretagne. Ich liebe dieses französische Marktflair, und es tut mir leid, dass wir nicht vor haben, selber zu kochen.
Danach schlendern wir nochmal durch die Altstadt, besichtigen die Kathedrale und eine Reihe kleinere Kirchen, schauen ins Musée Rude und die Stadtbibliotek, die sich in der angrenzenden Kirche befindet.
Als es wieder zu regnen beginnt, gehen wir ins Musée des Baux Arts und sehen und um. Es gibt einen guten Querschnitt durch die Malerei der letzten Jahrhunderte bis jetzt, dazu die alte Küche der Herzöge, das Grabmahl von Philippe dem Guten und ein Raum mit Plastiken von Pompom – einem berühmten Bildhauer aus Dijon.
Nachmittags kehren wir auf ein Schokotörtchen bei Carbillet ein. Die Törtchenauswahl ist umwerfend, ich würde mich am liebsten bei allem durchkosten, aber bleibe dann doch wieder bei einem Schokotörtchen mit Krokant.
Später besteigen wir den Tour Philippe le Bon und geniessen den Ausblick über die Stadt. Gegenüber dem Turm letztes Jahr in Bologna ist er winzig, aber der Blick über die Stadt lohnt den Aufstieg. Der Turm ist nur mit einer geführten Tour vom Tourismusbüro zu besteigen und besichtigen.
Natürlich besuchen wir auch noch verschiedene Geschäfte und nehmen Spezialitäten mit. Bei Mulot et Petitjean gibt es veschiedene Sorten an „Pains d‘Épices“, eine Art Kuchen mit Gewürzen. Durch Zufall finden wir einen kleinen Regionalladen “Papilles” gegenüber dem Musée Rude, wo ich ein Pains d‘Épices mit extra viel Honig und einen Rotweinessig mitmehme. Und bei Maille – dem Konkurrenten von Fallot im Sachen Senf – kehren wir noch ein und kosten uns durch die zahlreichen Spezialsorten wie z.B. Pesto & Ruccola, Blauschimmelkäse oder Knoblauch & Zitrone.
Abends haben wir einen Tisch im alten romanischen Gewölbe bei „La Dame de l‘Aquitaine“ reserviert. Und wir sind von unserem Abend dort wirklich begeistert.
Also Vorspeise bestelle ich mit geräucherte Lammkeule mit Salaten, dann Kaninchenrücken mit Senfsauce und als Nachspeise einen genialen Paris-Brest mit Knusper im Teig. Die Bedienung war sehr zuvorkommend, den Wein konnte man selber im Weinkeller zapfen und der ganze Abend war rundherum gelungen.
Am nächsten Tag blieb uns nur mehr der lange Weg retour – mit einem guten Baguette und Käse aus dem Burgund als Wegzehrung.
Foodadressen Dijon & Beaune:
- Monsieur Moutarde, 40 Rue des Forges, Dijon: Bar und Nachtlokal
- Le Pré aux Clercs, 13 Place de la Libération, Dijon: Brasserie-Restaurant direkt am Place Libération
- Ecri’Vin, 8 Place Carnot, Beaune: Restaurant mit burgundischen Spezialitäten, im oberen Stockwerk schöne Räumlichkeiten mit rotem Samt
- La Dame d’Aquitaine, 23 Place Bossuet, Dijon: gehobene Küche in einem alten Gewölbe
- Moutarderie Fallot, 31 Rue du Faubourg Bretonnière, Beaune: Senffabrik Fallot inkl. Geschäft, ein Geschäft gibt es auch in Dijon, Führungen buchbar
- The Cooks Atelier, 43 Rue de Lorraine, Beaune: Kochschule und kulinarische Boutique
- Markthalle Dijon, 1 Rue Bannelier, Dijon: Markthalle mit zahlreichen Ständen, sonntags Brunch
- Patisserie Carbillet, 58 Rue des Forges, Dijon: große Auswahl an Törtchen und Pralinen
- Fromagerie Grapillotte, 26 Rue Monge, Dijon: Käsegeschäft mit guter Auswahl an regionalen Käsen
- Mulot et Petitjean, mehrere Geschäfte z.B. 1 Place Notre Dame, Dijon: große Auswahl Pains d’Épices (Honigbrot)
- Maille, 32 Rue de la Liberté, Dijon: Geschäft der Firma Maille, viele verschiedene Senfsorten
- Papilles, 5 Rue Vaillant, Dijon: kleiner Regionalladen mit guter Auswahl, es gibt Käse, Würste, Milchprodukte, Gemüse, Rotweinessig, Liköre, Pains d’Épices etc.
Unsere gemeinsamen Wochenenden sind immer wieder schön. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr!