Zwischen Marseille und Cevennes

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Nach ein paar Wanderungen an der klassischen Côte d’Azur fahren wir weiter nach Westen und verbringen die nächsten Tage in den Kalkgebirgen in Südfrankreich bevor wir in Richtung Spanien aufbrechen. Vor allem auf die Calanques hatte ich mich sehr gefreut – und zu recht.

Von unserem Standplatz an der Schlucht fahren wir in Richtung La Ciotat. André hatte mir von den Felsformationen dort vorgeschwärmt, nun will ich trotz Nieselregen und Sturmböen hin. In La Ciotat fahren wir am Ortskern vorbei in Richtung Westküste, wo sich die Felsen obwohl das Licht fahl ist, deutlich rot gegen das Meer abheben.

Wir steigen in die Anse de Figuerolles hinab. Die kleine malerische Bucht wird von rotem Konglomeratgestein umrahmt. Dann besuchen wir die kleine Kapelle auf dem Hügel nebenan. Daneben gibt es noch eine kleine Erhebung, wo wir wegen der Aussicht raufklettern. Es stürmt und ich stelle mich in den Wind, lasse mich durchblasen.

Ich mag dieses Wetter, so wie jetzt, es macht die Verhältnismäßigkeiten klar, dass die Natur immer stärker ist als wir. Ich stehe einfach nur da, stemme mich gegen den Sturm, rieche den Regen und schaue aufs Meer.

Da wir am nächsten Tag zur Calanque de Sormiou wandern wollen, suchen wir einen Übernachtungsplatz in der Nähe. Wir müssen bis zum Cap Croisette bei Les Gourdes fahren, um einen passenden Platz zu finden. Aber dieser ist richtig großartig! Auf einer  kleinen Halbinsel drängen sich ein paar kleine Fischerhäuseln, ein kleiner Hafen mit Strand, daneben und dahinter die nakten Kalkfelsen, die sich deutlich gegen das Meer abheben.

Wir übernachten an einer kleinen Bucht, noch vor dem Frühstück gehe ich an den Strand hinter und schaue auf Marseille hinüber, das gerade im ersten Sonnenlicht liegt. Dann fahren wir wieder durch ein Eckchen Marseille und starten unsere Tour in Les Baumettes.

Zuerst wandern wir über den Col des Baumettes in die Calanque von Sormiou hinunter. Unter uns breitet sich ein relativ breites Tal aus, das von weißen Felsen umrahmt wird. Kleine Häuser drängen sich am Strand und dem kleinen Hafen. Davor liegt das Meer in wunderschönen Türkistönen.

Im Süden klettern wir auf die Felsen und gehen ganz bis zum Cap Redon vor. Von dort steigen wir auf den Kamm hinauf. Hier fällt der Felsen steil ins offene Meer ab. Der Winkel, wo man nun beide Meerseiten im Blick hat, die Pinien und die weißen Felsen ist einmalig.

Wir gehen wieder nach Sormiou retour und gegenüber den Hang in Richtung Calanque de Morgiou hinauf. Eigentlich wollten wir auch nach Morgiou runtergehen, aber sehen ein, dass uns das zu lange wird. Morgiou liegt wesentlich enger zwischen den Felsen, die Häuser kleben direkt an den schroffen Wänden.

Von unserem Aussichtspunkt öffnet sich der Blick auf die Felswände der Calanques bis hin nach La Ciotat und Cap Sicié. Und beim Rückweg sieht man die Millionenstadt Marseille direkt hinter den weißen Felsen liegen. Was für ein Kontrast!

Abends fahren wir aus der Stadt hinaus und finden einen netten und ruhigen Campingplatz in Istres, wo ein kleines dickes Pony immer unter der Pferdeabsperrung durchgeht und einfach irgendwo anders grast.

Am nächsten Tag geht es nach St. Chamas, welches direkt am Etang de Berre liegt. Ein Sandsteinriegel trennt mitten im Dorf die Häuser in zwei Ortsteile. Es gibt auch eine kleine Kapelle auf dem Riegel, von der man eine super Aussicht auf den Etang hat. Vom Sandsteinriegel führt eine Brücke mit einer Uhr auf die andere Seite. Früher war da ein natürlicher Sandsteinbogen, der aber irgendwann eingebrochen ist. Dann hat man die Brücke und die Uhr errichtet.

Auf der Suche nach dem richtigen Weg  wieder ins Dorf finden wir zwar keinen Durchstieg, aber massig Wildspargel!

Nächster Halt ist Miramas le Vieux: ein schönes, provençalisches Dorf, wo sich alte kleine Häuseln auf einen Hügel auftürmen, umringt von Olivenbäumen. Wir gehen durch die schmalen Gassen, entdecken versteckte Winkel und schöne Ausblicke.

Von dort machen wir uns auf in Richtung Ganges, um dort in der Nähe Freunde fürs Wochenende zu besuchen. Bei der Kapelle St. Gabriel kurz vor Beaucaire machen wir noch eine Pause und schauen uns die alte Kapelle mit ihren wuchtigen Steinmauern an.

Bei den Freunden gibt es ein freudiges Wiedersehen. Dann gestaltet sich der Abend so, wie es sich für Besuche bei Einheimischen in Frankeich gehört: man isst ewig lang, erzählt sich die Erlebnisse der letzten Jahre, vergisst einfach Zeit und Ort.

Beim Frühstück am nächsten Tag machen wir Pläne für eine Wanderung. Und brechen dann in Richtung Gorges de l’Herault auf. Dort wandern wir zu einer Mühle in die Schlucht hinunter. Direkt am Flussufer halten wir Mittagspicknick, blinzeln in die Sonne, genießen den französischen Käse und haben es gemütlich. Ewig hätte ich dort in der Sonne rumliegen können.

Weiter gehen wir eher ungemütlich weglos den Fluss entlang, klettern über Baumstämme zwängen uns durch Gestrüpp. Wir entdecken tote Fische, große und kleine Frösche, bunte Blumen. Bald kommen wir zu einem Quertal, dem wir bergauf folgen.

Ich gehe mich so richtig warm und genieße die Umgebung, während die anderen Steine und Stöcke sammeln. So folgen wir dem trockenen Flusstal, bewundern die geologischen Formationen und gelangen wieder zu unserm Auto retour.

Für den letzten Tag in Frankreich ist Regen ansagt, aber wir sind ja in einem Kalkgebiet voll mit Tropfsteinhöhlen. So beschließen wir, die Grotte de Clamouse zu besuchen.

Wir nehmen die kleinen Strassen, fahren über Dörfer und durch Täler. Die Grotte ist sehr beeindruckend: Stalaktite und Stalagmite in weiß bis orange, orgelförmige riesige Gebilde, Fahnen aus Stein, glitzernde Kristalle aus Stein. Die Dimensionen der Höhle an sich ist schon gewaltig. Bei der Führung wird uns auch einiges zur Geologie und Entstehung der Höhle erzählt.

Nach einem langen und ausgiebigen Frühstück, das bis Mittag dauert, verlassen wir die Cevennes, nicht bevor wir uns geschworen haben, unsere Freunde bald wieder zu sehen. Die Cevennes sind mir nach unseren vielen Besuchen auch schon richtig ans Herz gewachsen, ich mag die schroffen Kalkformationen und grünen Täler.

Wir fahren in Richtung Süden, über den Cevennen hängen dichte Wolken, und es regnet immer wieder. Doch in Richting Meer reißt es auf, und als wir in Port Vendres – dem Grenzort zu Spanien – ankommen, scheint die Sonne vom blauen Himmel.

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