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Schon länger mache ich mir Gedanken zum nachhaltigen Einkaufen und Konsumieren. Ich lese viele Artikel zum Thema, viele teils widersprüchliche Gedanken geistern dazu in meinem Kopf herum. Hier den ersten Versuch, schriftlich Ordnung in meine Gedanken zu bekommen.
Ich brauche, um einen Systematik zu erkennen, ordentliche Daten. Zumindest macht es die Sache einfacher. Sabrina von “ich mach es anders” hat mich mit ihrem eigenen Projekt auf die Idee gebracht, meine sämtlichen Ausgaben Monat für Monat aufzuzeichnen. Und nun nach sechs vollständigen Monaten kann ich schon einige Aussagen treffen.
Eine Rubrik der Aufzeichnungen sind Lebensmittel, hier finden sich pro Monat die meisten Eintragungen, unzählig viele Einzelrechnungen von kleinen Betrieben.
In kleinen Fachgeschäften und an Marktständen einkaufen
Diese vielen einzelnen Rechnung zeigen mir: ich besuche recht viele unterschiedliche Geschäfte, meist mehrere an einem Tag. Die Basis unserer Lebensmittel beziehen wir in der Bauernkiste, die jeden Donnerstag direkt auf unsere Terrasse geliefert wird. Dort bestelle ich vor allem Gemüse und Eier, aber auch immer wieder Fisch, Käse und Wurst. Es ist nämlich schon sehr praktisch, wenn ich den 5kg-Sack Kartoffeln nicht selber nach Hause schleppen muss. Dazu muss ich sagen, dass ich im Dorf wohne und meine Lebensmittel mit dem Bus aus der Stadt mit heim nehme.
In den letzten Jahren habe ich mir ein breites Wissen aufgebaut, welche Lebensmittel ich wo am besten und im Idealfall regional bekomme. Regional und saisonal essen ist mir immens wichtig. Die Direktvermarktung stärkt die heimischen Landwirte. Gemüse, das gerade Saison hat und innerhalb von wenigen Tagen von den Feldern auf unserem Teller landet, enthält die meisten Vitamine, hat die wenigsten Transportkilometer auf dem Buckel und ist zudem meist am günstigsten. Optimum ist biologisch angebautes regionales Gemüse, aber hier gibt’s eindeutig noch Luft nach oben beim Angebot in Tirol. Ich habe mir angewöhnt, die Bäuerinnen am Markt immer zu fragen, was von ihrem eigenen Hof stammt, da nicht selten auch Sorten zugekauft werden, um das Angebot zu komplettieren.
Neben den Marktständen für Gemüse frequentiere ich Stände von Bauern, die Käse und Wurst anbieten, sowie Direktimporteure aus Italien, wenn ich z.B. Zitrusfrüchte brauche. Brot backe ich meist selber, doch wenn ich dazu gerade keine Zeit habe, dann suche ich eines der Geschäfte auf, wo Brot noch ohne Fertigmischungen und tiefgefrorene Teiglinge hergestellt wird.
Ja, das Einkaufen auf diese Art braucht Zeit, aber vor allem Organisation und Planung. Meist gehe ich mehrmals wöchentlich in die Innsbrucker Markthalle zu den Marktstandln der Bäuerinnen. Da die Bäuerinnen nur vormittags da sind, erledige ich somit meine Einkäufe auf dem Weg in die Arbeit. So lassen sich die Einkäufe gut in die täglichen Wege integrieren. Ein Plus bei dieser Art einzukaufen: ich kaufe jeden Tag nur so viel ein, wie ich auch im Bus mitnehmen kann und brauche nicht extra mit dem Auto irgendwohin fahren.
Nie wieder Supermarkt?
Natürlich muss ich auch ab und zu in den Supermarkt, obwohl ich versuche, möglichst viele Produkte auf dem Markt oder in Spezialgeschäften zu kaufen. Aber es gibt hier Grenzen. Alles, was regional nicht verfügbar ist, muss ich im Supermarkt besorgen. Oder was aufgrund der Verpackung und Lagerung nur schwer und kompliziert bei kleinen Geschäften verfügbar ist, wie z.B. die Milch, die wir für unseren Kaffee brauchen. Auch hier achte ich auf Regionalität und Bio, aber sie kommt trotzdem aus dem Supermarkt. Früher habe ich auch Milch direkt vom Bauern geholt, aber André verträgt dieRohmilch nicht gut. Und alle verarbeiten Produkte wie Nudeln, Zucker oder Reis kommen aus dem Supermarkt. Dazu natürlich alle Hygieneprodukte, wobei wir hier eher wenige Produkte in unserem Haushalt verwenden.
Seit einiger Zeit gibt es in Innsbruck mit dem “Liebe und Lose” auch einen verpackungsfreien Supermarkt. Aber bisher konnte ich mich nicht überwinden, dort z.B. Mehl oder Zucker einzukaufen. Zu aufwändig wäre für mich das Mittransportieren der leeren Gläser und Abfüllen der Produkte. Zudem werden die Produkte davon nicht regionaler, die Preise sind oft wesentlich höher als im Supermarkt und ich vermeide nur Papierverpackung. Aber ich kaufe dort immer wieder Joghurt, Sauerrahm und Schlagobers in Gläsern, die Produkte kommen von BäuerInnen in Tirol.
Ich frequentiere auch oft den Biosupermarkt, um so wenigstens Bioqualität zu bekommen.
Ein Totschlagargument von jenen, die beim Diskonter einkaufen ist der Preis. Aber man muss einem dann schon bewusst sein, dass man dann auch das Markteting, die Verpackung und die längeren Transportwege mitzahlt. Das geht zu Lasten der MitarbeiterInnen (niedriger Lohn), der Produzenten und der Qualität. Aktionen locken in Geschäfte, oft kauft man dadurch nur zu viel ein und schmeißt anschließend wieder die Hälfte weg. Wenn ich saisonal bei den BäuerInnen direkt einkaufe, fahre ich am günstigsten! So viel Gemüse wie ich da um 10€ bekomme, können wir nie auf einmal essen!
Fleisch ab Hof
Vor allem Fleisch besorgen wir fast nur mehr ab Hof. Über Andrés Bekanntschaften aus dem landwirtschaftlichen Facharbeiterkurs haben wir inzwischen eine regelmäßige Quelle für Biorind. Dort holen wir zweimal im Jahr ein gemischtes Paket ab und frieren es in Portionsgrößen ein. Unser Gefrierer ist zwar nicht ganz ökologisch, aber ohne den wäre diese Vorratshaltung nicht möglich. Letztens haben wir über Mundpropaganda das erste mal auch ein Bioschweinepaket bekommen.
Ich finde diese Art Fleisch einzukaufen, die befriedigendste: einerseits weiß ich, wo das Tier herkommt und wie es gelebt hat, auf der anderen Seite bleibt der Gesamtbetrag bei der/beim LandwirtIn ohne davon noch einen Zwischenhändler zu bezahlen.
Regionale Biohühner bekomme ich in der Bauerkiste oder bestelle ich beim Fleischer vor. Ab und zu ergänzen ich unsere Fleischvorräte durch ein Kaninchen, Lamm oder Wild. Und ja, Biofleisch ist teurer, aber die Qualität dafür unschlagbar. Dafür einfach kleinere Portionen und seltener essen, dann geht sich die Rechnung wieder aus.
Selber machen anstatt kaufen
Viele Dinge mache ich auch selber oder umgekehrt – viele Produkte, die im Supermarkt angeboten werden, brauche ich einfach nicht. Alleine, wenn die Inhaltsstoffe von Produkten 10 Zeilen überschreiten bzw. Inhaltsstoffe drinnen sind, die meine Großmutter nicht gekannt hätte, bin ich misstrauisch. In letzter Zeit versuche ich Palmöl ganz bewusst zu vermeiden, was oft gar nicht so einfach ist. Die App Codecheck unterstützt mich dabei.
Und viele Dinge mache ich einfach selber: von Tortillas über Grissini, Choclate Chip Cookies, Knuspermüsli und Suppenpulver. Das macht Spass und ich weiß, was drinnen ist. Viele Dinge sind auch einfacher zu machen als man sich vorstellen kann. Man brauch dazu nur ein wenig Geschick und Geduld.
Von weit her, dann fair!
Eines unserer großen Familienlaster ist Schokolade. Mein Ziel ist immer Fairtrade-Schokolade zu kaufen, auch jene zum Backen. Inzwischen lasse ich mir fürs Backen 2kg-Säcke Original Beans-Schokolade schicken, über einen Kontakt bekomme ich gute Schokolade zum Naschen aus einem nachhaltigen Projekt aus Equador. Dazwischen besorge ich Schokolade aus dem Bioladen oder wähle aus dem Fairtrade-Angebot aus den Supermärkten. Fairtrade ist hier Pflicht, ich mag nicht, dass Kinder in den Plantagen für meinen Kakao arbeiten müssen und will, dass die Menschen dort für ihre Arbeit auch faire Löhne bekommen. Gleiches gilt für Kaffee: wir haben nach langem Probieren einen guten Bio-Fairtrade-Kaffee gefunden, der zu unserer Kaffeemaschine passt und den besorge ich einfach immer. Ebenso kaufe ich nur Tee und Bananen in Fairtrade-Qualität.
Dann ist aber die Palette mit den exotischen Lebensmitteln schon fast erschöpft. Bei uns gibt es keine Mangos, keine Ananas, keine Papaya. Wir haben in Guadeloupe wieder festgestellt, dass sie frisch und reif gepflückt einfach 1000x besser schmecken als das zu uns geflogene Zeug, das grün gepflückt und nachgereift wird.
Alleine auf Gewürze schwöre ich, auf Gewürze hoher Qualität. Ich habe eine reiche Auswahl, aber diese werden bei mir wohldosiert eingesetzt.
“Superfood” braucht niemand
Ich staune immer wieder, welche neuen Lebensmittel mit anscheinend übernatürlicher Kraft auf den Markt kommen. Alle sollen sie gesund und gescheit machen und unglaublich viele Vitamine enthalten. Ich halte das für Geschäftemacherei, ich brauche keine Chiasamen aus China, kein Kokosöl. In manchen Rezeptvorschlägen auf anderen Blogs finden sich inzwischen mehr exotische als einheimische Lebensmittel.
Andere alternative Beschaffungsmöglichkeiten
In Innsbruck gibt es seit einiger Zeit auch zwei Foodcoops, die Fruchtgenuss und Barefood. Ich habe mir auch schon überlegt, einer der beiden beizutreten, aber ich glaube, dass das mein Zeitbudget überschreiten würde. Die Abholstellen dafür sind in Innsbruck, da müsste ich noch mehr organisieren und planen. Aber ich habe das im Auge, vielleicht passt es ja mal, wenn sich meine Lebenssituation ändert.
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