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Im Februar haben wir uns diesmal auf eine lange Reise gemacht, wir besuchten einen weiter entlegenen Teil Frankreichs – die Insel Guadeloupe in der Karibik, die aber auch gleichzeitig eine Region Frankreichs ist. Unsere Wahl fiel genau auf sie, weil es hier einen imposanten Vulkan gibt und man auch gut wandern kann. Die einerseits französische Verwaltung ist deutlich zu spüren, gleichzeitig das lockere Karibikfeeling gab dem Aufenthalt eine angenehme Grundstimmung.
Die Insel Guadeloupe hat grob die Form eines Schmetterlings: auf dem linken Flügel ist der Vulkan und es ist relativ bergig, der rechte Flügel ist eine Kalkscholle und besteht aus altem Korallenkalk. Das ist auch der Grund, warum auf dem linken Flügen (der trotz Berge lustigerweise “Basse-Terre” heisst) die Strände rund um den Vulkan schwarzen Sand haben, auf dem rechten Flügel (der “Grande-Terre heisst) gibt es hellen Sand in allen Schattierungen. Im Norden von Basse-Terre gibt es auch schon helleren Sand, aber auch Mischformen.
Die erste Woche unseres Aufenthaltes verbringen wir im Süden des Vulkanteiles, in der Nähe von Vieux-Habitants. Gleich um die Ecke ist die alte Hauptstadt Basse-Terre, wo immer noch die meiste Verwaltung angesiedelt ist. Dies merkt man auch an dem Stau in der Früh, wenn alle BeamtInnen aus der Umgebung in die Stadt fahren. Gleich am ersten Tag reihen wir uns hier ein, um uns ein wenig in Basse-Terre umzusehen und uns auf unsere Umgebung einzustimmen.
Wir machen eine Runde zum Fort Delgrès, bummeln durch die Strassen. Wir sehen alte Holzhütten vor modernen Betonbauten, kolonial anmutende Verwaltungsgebäude, Straßenshops, die fast alles haben. Besonders lustig finde ich diese Geschäfte, die nur aus einem Tresen bestehen und dann dahinter bis an die Decke die Waren aufgeschlichtet sind, wo man schon gut wissen muss, was man wo findet. Als blasse Europäer sind wir in der Minderheit, dunkelfarbige Einheimische stehen im Schatten der Häuser und unterhalten sich auf Créole – eine Mischsprache, die sich aus verschiedenen Ursprungssprachen entwickelt hat und französische Wörter auch verwendet, aber brutal abkürzt. Für uns somit einfach unverständlich.
Mich zieht es natürlich sofort auf den dortigen Markt. Es gibt einige Touristenstandln, wo Gewürze verkauft werden. Vorsicht – nicht alles stammt von der Insel. Wir haben oftmals einfach nachgefragt, aber nicht immer eindeutige Antworten bekommen. Aber es gibt auch Standln wo Produkte aus der Umgebung verkauft werden: tropische Früchte aller Art, selbstgemachte Marmeladen, Gemüse. Die Avocados sind doppelt so groß wie bei uns und herrlich reif und cremig. Wir kaufen frische, reife Tomaten, eine Christophine (schmeckt wie Zucchini, aber weniger wässrig) und eine Mischung von tropischem Obst (Maracujas, Mango, Carambol, Bananen). Ich habe mich ein wenig zu Hause schlau gemacht, was ich wofür verwenden kann. Aber vor Ort plaudere ich einfach mit den Einheimischen und frage, was von der Insel stammt und was man damit macht.
Auf dem Fischmarkt gleich nebenan wird vor allem Dorade angeboten. Aber damit sind nicht die bei uns erhältlichen kleinen runden Fische gemeint, sondern Dorade Coryphène, die in tropischen Gewässern vorkommen und riesig werden. Der Fischhändler zerkleinert sie auch mit Machete und einem großen Holzhammer, um Scheiben abzuschneiden. Regionaler Fisch ist zudem äußerst günstig und wird in unserer Zeit auf Guadeloupe unsere Hauptnahrung darstellen.
In Basse-Terre steht auch die älteste Rumdistillerie von Guadeloupe, die Distillerie Bologne. Weil André nicht ganz fit ist, mache ich mich alleine dorthin auf und habe die Morgenführung ganz für mich alleine. Leider ist das Zuckerrohr noch nicht reif, heißt noch nicht süß genug, so sind die Maschinen noch nicht in Betrieb. Aber ich erfahre bei dem Rundgang alles Wissenswerte über die Geschichte und die Verarbeitung von Zuckerrohr.
Dann koste ich einige der vielen Sorten. Ich dachte immer, dass Rum immer gleich schmeckt, stimmt aber nicht. Bologne macht seit einigen Jahren immer mehr Versuche mit längerer Lagerung von Rum in alten Calvadosfässern, was man auch rausschmeckt. Sogar beim klassischen weißen Rum für den Planteur (Rum mit Zuckerrohrsirup und Fruchtsaft) gibt es deutliche Geschmacksunterschiede. Es gibt ja ein paar wilde Geschichten, wann und wieviel Rum die Menschen auf Guadeloupe trinken, denen wir nicht allen nachgegangen sind. Aber eines ist fix: Zuckerrohr wächst überall und Rum ist billig.
In der ersten Woche besuchen wir die beiden Farmen Grivelière und Vanibel sowie das Musee du Café, um ein wenig über das Land und den Anbau von Kaffee und anderen Nutzpflanzen zu erfahren. Kaffee hat in dem Gebiet eigentlich eine lange Tradition, aber findet nicht die optimalen Bedingungen vor: einerseits wächst Kaffee auf mindestens 800m Seehöhe am besten, wird aber auf Guadeloupe weit darunter angebaut. Somit muss er immer im Schatten von anderen Pflanzen gezogen werden. Und andererseits wachsen Kaffeebäume sehr langsam: erst nach 5 Jahren gibt es die ersten Kaffeebeeren, nach 20 Jahren gibt es erst eine lohnende Ernte. Gleichzeitig ziehen regelmäßig Zyklone über die Insel, die die mühsam gezogenen Bäume wieder zerstören.
Vielfach sind die Bauern auf die schneller wachsenden und subventionierten Bananen umgestiegen, die in knapp 9 Monaten wachsen und gute Erträge versprechen. Die damit einhergehende Monokultur bringt aber Probleme für das Ökosystem. Jetzt gibt es aber Bestrebungen, wieder mehr Kaffee anzubauen, um zumindest den Eigenbedarf selber decken zu können.
Wir erfahren viel über Kaffeesorten, sehen, dass Kaffeebeeren aus zwei Bohnen und rundherum eine glitschige Haut bestehen, und lernen, welche Arbeitsschritte es braucht, bis man den Kaffee in der Tasse genießen kann. Viel Handarbeit wird hier immer noch geleistet, und es ist kein Wunder, dass guter Kaffee auch seinen Preis hat. Wir bewundern die großen Flächen zum Trocknen des Kaffees, die man wie Schubladen bei Regen unter das Haus fahren kann. Der zum trocknen aufgelegte Kaffee macht ein angenehm raschelndes Geräusch, als ich ihn durch meine Finger rieseln lasse. Auf den Farmen stehen auch immer noch alte traditionelle Häuser, bunte Tropenblumen schmücken die Gärten.
Auch Kakao wächst auf den Farmen und wird verarbeitet. Wir erfahren, dass man auch von Vögeln angepickte Kakaofrüchte ernten muss. Denn die Pflanze setzt immer an derselben Stelle eine Blüte an – wenn da noch die alte Frucht hängt, kommt einfach keine neue Blüte nach. Und die Früchte wachsen immer direkt am Stamm, von den Blätter gut vor der Hitze geschützt. Im Musee du Café gibt es auch eine Schokolaterie. Eine junge Frau aus Lausanne denkt sich dort mit regionalen Zutaten süße Schätze aus: der Maniok-Krokant ist besonders zu empfehlen!
Ich mache auch einen Abstecher in den Garten von Cantamerle nach Capesterre-Belle-Eau, wo auch viele Gewürze wachsen. Zwischen den vielen üppig wuchernden tropischen Pflanzen gedeihen dort Vanille, Muskatbäume, Cardamom, Nelken und vieles mehr. Es ist lustig, all diese so viel benutzten Gewürze auch mal “in freier Wildbahn” zu sehen.
Im Süd-Osten zwischen Trois-Rivière und Vieux-Fort liegt der Strand Grande-Anse, mit schwarzem Strand, türkisem Meer und den typischen Palmen wie aus dem Bilderbuch. Doch der Wind ist beachtlich und so ist an ein gemütliches Bad in den Fluten nicht zu denken, zu hoch sind die Wellen für meinen Geschmack. Zudem gibt es auf Guadeloupe immer wieder starke Strömungen im Wasser. So achte ich immer ein wenig darauf, wo Einheimische ins Wasser gehen.
Danach geht es zum Leuchtturm von Vieux-Fort, der an der Südspitze von Guadeloupe die Schiffe um das Kap herumleitet. Auch hier ist das Meer rauh, die Menschen springen vom Leuchtturm direkt hinab ins Wasser zum Schwimmen.
In der ersten Woche haben wir ein Haus am Waldrand oberhalb von Vieux-Habitants gemietet. Schon weiter oben am Berg ist es kühler als auf Meeresniveau. Das hellblaue Holzhaus stammt aus den 1930er Jahren und war das Gutshaus einer Farm. Und ist ein richtiger Urlaubstraum: in hellblau, hellgrün und weiß gehalten, mit traditionellen Fensterläden (es gibt im ganzen Haus keine Fenster, nur Fensterläden), einer gemütlichen Terrasse, von der man schon beim Frühstück die Kolibris beobachten kann.
Zum Haus gehört Ti’Grou, die rot-weiße Hauskatze, ohne die man im Haus aber auch gar nichts machen darf. Setzt man sich hinter das Haus auf den Holzboden, kommt er sofort und verlangt seine Streicheleinheiten. In der Früh um 7.30 kommt der Bäcker mit seinem Lieferwagen, hupt und ich hüpfe schnell hinaus, um frische Pains au Chocolat und Pomme-Cannelle zu kaufen, zweiteres ein Briochegebäck in Form einer gleichnamigen Frucht, deshalb der Name.
Aber wir unternehmen auch Wanderungen. Gleich am zweiten Tag brechen wir in die Monts Caraibes auf, unser Ziel ist der Vent Souflé, der höchste Berg auf der südlichsten Bergkette der Insel. Wir parken unser kleines Mietauto oberhalb von Vieux-Fort und studieren vor dem Abmarsch die Infotafel. Knapp 600Hm und 8km sind zu bewältigen. Zeitbudget dafür wird mit 5h angegeben. 5 Stunden? So viel ist das nun auch wieder nicht, sagen wir uns…
Guter Laune starten wir in den Regenwald. Durch dichten Wald führt der Pfad bergauf. Wir haben den Eindruck, dass alles durcheinander und aufeinander wächst. Gewächse mit riesigen Blättern wachsen auf halber Höhe auf Gastgeberbäumen, Gummibäume in enormer Größe sowie andere Pflanzen, die bei uns eher als Zimmerpflanzen bekannt sind. Immer wieder kommen wir bei Bambus vorbei, dessen Stämme wir mit beiden Händen knapp umspannen können. Acomats Boucan – die Bäume mit ihren riesigen Wurzeln, die wie große Fahnen die Bäume stützen. Der Rundweg führt uns auf einen Kamm, wo wir im dauernden auf und ab den Gipfel erreichen. Von hier sieht man die Küste und bis zur Inselgruppe der Les Saintes hinüber.
Beim Abstieg wissen wir auf einmal, warum der Weg mit “schwierig” beschrieben war: steile, schlammige Stellen sind mit Seilen gesichert, wir klettern Abhänge hinunter und die Luftwurzeln der zahlreichen Pflanzen werden unsere besten Freunde. Während unserer wohlverdienten Pause beglückt uns zudem noch ein tropischer Regenguss, der den schlammigen Weg auch nicht besser macht. Als wir wieder unten ankommen, wissen wir, warum so lange Zeit veranschlagt war. Wir waren übrigens 6h unterwegs…
Täglich beobachten wir auch die hängenden Wolken auf der Soufrière, dem Vulkan und höchsten Berg der kleinen Antillen. Doch die erste Woche bekommen wir den Berg nicht zu Gesicht. Gerade an dem Tag, wo wir in unser zweites Quartier umsiedeln sollen, ist er wolkenlos.
Wir kippen alle Pläne für den Tag, suchen unsere Wandersachen zusammen und fahren nach Saint-Claude hinauf. Von dort steigen wir zum Vulkan hinauf. Der Weg unten ist unschwierig, ebenso der Weg rund um den Vulkan herum. Nur ein kleiner Stich führt dann steil auf das Gipfelplateau.
Als wir oben ankommen, hängt der Gipfel wiedermal in Wolken, doch nach unserer Mittagsrast hat die Sonne den Nebel wieder vertrieben. Es bietet sich eine atemberaubende Fernsicht in alle Richtungen: nach Grande-Terre und Pointe-à-Pitre, über die Saintes bis nach Dominique (der nächsten Insel im Süden), nach Basse-Terre hinunter. Daneben leuchtet die Bergkette aus alten Vulkankegeln in sattem Grün in Richtung Norden.
Auf dem Gipfelplateau gibt es allerlei vulkanische Formen, daneben knallgrüne Pflanzen, teilweise wie Moose, teilweise ähnlich Hauswurzen. Aus einem riesigen Schlot raucht noch ordentlich Wasserdampf heraus, der über das Plateau zieht. Ich genieße die Aussicht und überhaupt unser Glück, hier mitten in der Karibik auf dem Vulkan zu sitzen.
Am letzten Abend unter dem Vulkan erleben wir den Sonnenuntergang am Leuchtturm von Vieux-Fort. Glücklich nach der Wanderung sehen wir die Sonne im Meer hinter dem Leuchtturm versinken. Der Himmel färbt sich gelb-orange, um sich dann in leichtem Rosa in den Wolken widerzuspiegeln.
… den zweiten Teil der Reise findet ihr hier!
Liebe Alex, danke schön für die interessante Inselführung! Ich freue mich auf den 2. Teil! Liebe Grüße aus Dresden von Olga
hallo olga,
gern geschehen :-)! die insel ist echt eine reise wert und auch gar nicht so teuer. müsst ihr euch mal überlegen ;-).
liebe grüße
alex
Sehr schöne Bilder und die Früchte sind ein Traum! Auch ich freue mich auch schon auf den 2. Teil.
danke dir! jaaa… ich fand auch vor allem die avocado so super!
Très belles photos, ça donne envie d’y aller!!
merci! peut-être une idee pour l’année prochaine ;-)?