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Ich weiß gar nicht mehr, warum ich unbedingt nach Tromsø wollte, warum diese Stadt so weit im Norden Norwegens so eine Anziehungskraft auf mich ausgeübt hat. Wir sind von Schweden über Finnland nach Norwegen eingereist (siehe auch den Eintrag Durch Schweden bis nach Lappland).
Als wir in Tromsø ankommen, schneit es noch immer, der Himmel ist grau, das Meer ist grau, die Stadt ist irgendwie grau. Und natürlich kein Polarlichtwetter. Wir vertreiben uns die Zeit im durchaus sehenswerten Polarmuseum und kehren ins Verdensteatret in der Fussgängerzone auf einen Kaffee ein. In Tromsø gibt es mit Mack die nördlichste Brauerei der Welt. Wir haben einige Sorten probiert, herrliches würziges Bier, wo z.B. das Whit-Bier nach Orange und Kardamom schmeckt.
Am nächsten Tag erwachen wir bei -12°C und wolkenlosem Himmel! Vom Fjellheisen, dem Hausberg von Tromsø, erscheint die Stadt winterlich weiß, bunte Häuser stapeln sich am Inselrücken auf der Hauptinseln, das Meer ist tiefblau, weiter draußen die vorgelagerten Inseln wie weiße Gebirge im Meer. Ein überwältigender Anblick! Erst als wir richtig durchgefroren sind, fahren wir wieder in die Stadt hinab.
Und dann zu den vorgelagerten Inseln hinaus, wir umrunden Fjorde, bleiben in kleinen Dörfern stehen. Die Ausblicke sind atemberaubend: die schneebedeckten, schroffen Berge fallen direkt ins tiefblaue Meer ab. Ich kann mich gar nicht sattsehen an den Farben und Formen.
Endlich ist die Nacht auch klar und klirrendkalt. Das Polarlicht kommt trotzdem nicht, nur der Vollmond beleuchtet die umliegenden Berge fast taghell. Und dabei haben wir einen optimalen Platz auf einem Nordstrand in Grøtfjord gefunden. Aber das haben wir schon gelernt: das Polarlicht kommt oder eben nicht.
Am nächsten Tag gehts weiter in Richtung Süden bis in die Nähe von Narvik. In Kjeldebotn richten wir uns für die Nacht ein. Müde von der vorigen fast durchwachten Nacht wollen wir schon schlafen gehen – da sehe ich es, das Polarlicht! Schnell ziehen wir uns dick an, fahren die Straße zurück bis das Umgebungslicht weniger wird und beobachten bis weit nach Mitternacht das Polarlicht. Ein sehr beeindruckendes Schauspiel: die Lichter sind nicht besonders stark, dennoch sieht man die grünlichen Lichter deutlich, die sich ständig in der Höhe verändern und auch über den Himmel wandern. Danach bin ich richtig durchgefroren, aber glücklich, dieses Schauspiel erlebt zu haben.
Ziel am nächsten Tag ist Tranøy Fyr auf der Insel Hamarøya. Bis dahin überqueren wir breite Fjorde, müssen einmal sogar eine Fähre nehmen (weil dort die Straße einfach aufhört), schauen Felsritzungen an und treffen einen Fischer, der gerade Kabeljau zum Trocknen in der Sonne aufhängt. Leider ist der Fisch noch nicht fertig getrocknet, sonst hätten wir ihm einen abgekauft. Der Fisch muss kalt und trocken hängen, so befestigt ihn der Fischer an seinem Bootsschuppen in der kalten Wintersonne.
Der Platz beim Leuchtturm ist einer unserer überhaupt besten Stellplätze bisher: Felsen überall im Meer, der Leuchtturm gegenüber, rechts daneben ein rotes Häusl, links drei weiße, dahinter die schneebedeckten Berge der Lofoten – und das nur für uns allein. Ich kann mich gar nicht losreißen. Unzählige Male fotografieren wir dieses Bild in unterschiedlichen Kompositionen. Nachts gibt es wieder Polarlicht, aber noch schwächer als die Nacht zuvor. Doch dieser unglaublich schöne Ort entschädigt uns dafür. Am nächsten Tag mag ich fast nicht weg, aber wir müssen weiter in Richtung Süden.
Wir überqueren Fjells, große zugeschneite Hochflächen über die der Wind den Schnee verbläst und die Straße wieder zur Schneefahrbahn werden lässt. Wegen einem Unfall sitzen wir einmal sogar im Schneesturm für zwei Stunden fest und können dann nur mit Ketten weiterfahren. In Mosjøen besuchen wir den alten Stadtteil, den die BürgerInnen vor dem Abriss bewahren konnten.
Nächstes Ziel ist Trondheim, das uns nach den doch nur spärlich bewohnten Gegenden des Nordens fast wie eine riesige Metropole vorkommt. Die Stadt ist sehr lebhaft und sehenswert.
Wir besuchen die alten Lagerhäuser am Fluss, den Dom und schlendern durch die Altstadt. Wir bleiben doch länger als wir dachten und genießen den Sonnenschein und ein bisschen Wärme.
Durch Zufall landen wir in Annas Kafé, das mir gleich sympatisch ist. Das Kafé ist nur mit bunt zusammengewürfelten alten Möbeln eingerichtet, unseren Kaffee bekommen wir in geblümten alten Tassen. Dazu Süßspeisen, die Anna alle selber in ihrem Kaffee bäckt – weil ihr nichts anderes über die Türschwelle kommt. Somit alles hausgemacht und super lecker! Als wir dort sind, beginnt sie gerade wieder einen Teig zusammenzurühren.
Kulinarisch stand in Norwegen eindeutig Lachs im Vordergrund. Mehrmals haben wir ziemlich große Stücke Lachs zum Abendessen verspeist, weil das auch einfach das billigste und frischeste im Supermarkt war. Und Räucherlachs für die Jause tagsüber.
Bei den Süßspeisen wird in Skandinavien oft Zimt verwendet, den ich ja liebe. So haben wir diese “Kanelknoten” in der Nähe von Narvik gekauft. Denn mit Bäckereien sieht es in Norwegen weit besser aus als in Schweden. In Trondheim ist z.B. das Godt Brød sehr zu empfehlen: gutes Holzofenbrot (wenn auch nicht so viele Sorten wie bei uns oft), aber ausgezeichnete Qualität.
Wir sehnen uns nach ein paar mehr Grad nach der Kälte im Norden, so beschließen wir, die letzten eineinhalb Tage nördlich von Göteborg in Bohuslän zu verbringen und machen uns direkt von Trondheim dahin auf den Weg.
Weitere Beiträge zu dieser Reise:
- Nordexpedition I: Durch Schweden bis nach Lappland
- Nordexpedition III: Epilog
Toll geschriebener Bericht Alex! Du formulierst das so schön, dass man sich richtig vorstellen kann, wie das dort ist, die Kälte, die Ruhe…
Wenn es dann bei uns nach Norwegen losgeht, werd’ ich sicher nochmal reinschauen und mir ein paar Tipps aufschreiben. Danke dafür!
danke dir!
wenn du noch mehr wissen willst, kannst du mir auch über email schreiben!